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Fairnica bringt Nachhaltigkeit in den Kleiderschrank

Datum: 23.Mai 2023 Von: Das Team der Neumarkter Lammsbräu
  • Neumarkter Lammsbräu
  • ökologie
  • unternehmen
 
Seit mehr als 20 Jahren vergeben wir unsere Preise für Nachhaltigkeit. Dabei geht die Auszeichnung jedes Mal an spannende Menschen, denen es gelingt, mit guten Ideen und Begeisterung wirklich etwas zu bewegen. Einer dieser Menschen ist Nicola Henseler. Sie hat Fairnica gegründet und ist Geschäftsführerin des kleinen Unternehmens, das in Sachen Kleidung neue Wege geht: Leihen statt kaufen. Teilen statt verschwenden. Das funktioniert überraschend gut und liefert ein tolles Beispiel dafür, wie wir mit Mode die Welt besser machen können. Wir haben uns mit Nicola ein wenig darüber unterhalten.  

Hey Nicola! Die meisten Leute reagieren überrascht, wenn sie hören, dass man Kleidung auch ausleihen kann. Euer Konzept ist insofern revolutionär. Was muss sich jetzt in den Köpfen der Menschen ändern, damit eure Idee um sich greift?

Nicola: Wir müssen tatsächlich noch viel Bildungsarbeit leisten. Vielen ist gar nicht bewusst, warum ein Wandel überhaupt notwendig ist. Die Auswirkungen der Textilbranche auf unsere Umwelt sind nicht allgemein bekannt, z.B. dass 10% der CO2 Emissionen und 20% der weltweiten Wasserverschmutzung auf die Textilindustrie zurückzuführen sind. Hier ist die Verbreitung des Wissens und der Problematik tatsächlich entscheidend. Wenn mehr Menschen bewusst wird, dass ihre Modeaffinität nicht mit ihrem Nachhaltigkeitsbewusstsein überein geht, dann sind wir da mit unserer Lösung. 

Was sind die Kleidungsstücke, die am häufigsten ausgeliehen werden?

Nicola: Das variiert nach Jahreszeit. Kleider und Pullover werden aber eigentlich immer gerne geliehen. Kleidungsstücke, die etwas mutiger sind, z.B. aufgrund der Farbe oder des Musters, werden gerne geliehen, weil die allerwenigsten sie bereits im Schrank haben und sie so eine gute Ergänzung sind. Außerdem kann so der Vorteil des Mietens perfekt genutzt werden. Wenn ich merke, dass mir Farbe, Schnitt, Muster doch nicht gefallen oder nicht mehr gefallen, kann ich das Kleidungsstück einfach austauschen und ich habe keinen Fehlkauf im Schrank hängen. 

Wie hoch ist aktuell der Männer-Anteil unter den Fairnica-Mitgliedern und wie wollt ihr den erhöhen?

Nicola: Sehr gering. Wir sind aber davon überzeugt, dass es die Zielgruppe gibt, wir sie nur noch nicht gut erreichen. Unser Instagram Kanal ist sehr weiblich, wir müssen daher speziell über Werbung für Männer gehen. Allerdings ist die Auswahl für Herren auch noch nicht riesig groß. Da haben wir das typische Henne-Ei-Problem. Als kleines Start-Up ist es schwierig für uns, eine große Auswahl von Waren zur Verfügung zu stellen für eine noch nicht erschlossene Zielgruppe. 

Wie sieht es aus mit Kleidung für Kinder – weil die ständig wachsen, sind hier regelmäßig neue Klamotten angesagt, das müsste doch ein weites Feld sein für Fairnica?

Nicola: Wir denken immer wieder darüber nach. Aus eigener Erfahrung würde ich vermuten, dass Hosen schwierig sind. Bei meinen Kindern sind immer Löcher an den Knien. Beim Mieten wird aber schon nahezu neuwertige Kleidung erwartet. Ich denke, wenn wir damit starten, dann wahrscheinlich mit Oberteilen oder Kleidung für besondere Anlässe. Für Babys sieht das natürlich anders aus. 

Mit Fairnica ist man sehr gut gekleidet – tatsächlich wird man regelmäßig angesprochen, wo man dieses oder jenes Teil her hat. Was würdest du als den typischen Fairnica-Stil bezeichnen?

Nicola: Wir versuchen eigentlich möglichst viele Stile abzudecken, damit für Jede:n was dabei ist. Was aber alle Kleidungsstücke gemein haben, ist, dass sie hochwertig sind und aus Naturfasern bestehen. Dadurch stechen sie wahrscheinlich schon raus. Wir hören häufig, dass Kund:innen viele Komplimente für unsere Kleidung bekommen. Ich vermute aber, dass das eher daran liegt, dass man beim Mieten auch mal was anhat, was außerhalb der eigenen Komfortzone liegt. Das fällt dem Umfeld sofort auf. Das finde ich total schön, weil man so merkt, dass es sich lohnt, mal was Neues auszuprobieren und dafür ist Mieten einfach perfekt. 

Ihr habt jetzt auch eine Tauschbörse ins Leben gerufen – macht ihr euch damit nicht selbst Konkurrenz?

Nicola: Wir sind halt Idealisten 😊 Nein, ich glaube, dass wir unseren Kleidungskonsum generell überdenken müssen. Greenpeace hat das Ziel ausgerufen, dass wir bis 2035 nur noch 40% der Kleidung neu kaufen dürfen und 60% über Alternativen zum Neukauf beschaffen müssen. Aktuell liegt der Anteil der Neukäufe bei 85%. Da ist also noch viel zu tun. Wir wollen die Anlaufstelle sein für alle Alternativen. Deswegen bieten wir seit Kurzem Mieten, 2nd Hand-Kauf und Tauschen an. Für den Tausch haben wir die WearBetter-Community ins Leben gerufen. Hier können die Members untereinander Kleidung tauschen, aber vor allem können sich hier Interessierte vernetzen, Tipps geben, ermutigen, informieren und austauschen. Wir sehen das als Ergänzung, nicht als Konkurrenz. Wir freuen uns, wenn ihr alle in die WearBetter-Community kommt, denn Community macht einfach nur Spaß, wenn viele Leute dabei sind! 

 

 

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