Eine Dekade Nachhaltigkeitsmanagement bei der Lammsbräu

Silvia Wittl hat 2012 begonnen, für das Nachhaltigkeitsmanagement der Neumarkter Lammsbräu zu arbeiten. 10 Jahre, die einerseits wie im Flug vergangen sind. Andererseits hat sich auch unglaublich viel getan. Wir haben uns mit ihr über die zurückliegende Dekade unterhalten.

Im Sommer 2012 fand die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro statt. Welche Erinnerungen hast du an dieses Ereignis?
Silvia: Nachhaltige Entwicklung mit den vielen lokalen Agenda 21 Akteuren wurde wieder aufs Tapet gebracht. Das habe ich sehr begrüßt, denn die Rio Konferenz 1992 hat zwar einen ersten großen Stein ins Rollen gebracht, aber so wirklich in der Gesellschaft angekommen war das Thema Nachhaltigkeit noch nicht. Ganz oft gab es in den Gesichtern der Menschen, mit denen ich über Nachhaltigkeit sprechen wollte, entweder nur oder viele Fragezeichen. Ich hatte gerade begonnen, bei der Neumarkter Lammsbräu zu arbeiten und natürlich versucht, die 3 Bestandteile von Nachhaltigkeitsstrategien, nämlich Effizienz, Suffizienz und Konsistenz, auf das Unternehmen zu übertragen bzw. zu schauen, was hier alles schon getan wird. Dass die Brauerei hier bereits zu dem Zeitpunkt sehr weit mit ihrem Nachhaltigkeits-Engagement war, zeigte sich nicht zuletzt in der Erarbeitung der ersten Klimastrategie, die 2013 zusammen mit der Uni Augsburg entstanden ist.

 


In internationale Konferenzen – zuletzt in Glasgow – werden immer große Hoffnungen gesetzt. Und leider oft enttäuscht…
Silvia: Ich denke, Entscheidungen bei internationalen Konferenzen sind aufgrund der unterschiedlichen Situationen in jedem Land schwer auf einen Nenner zu bringen. In den vergangenen Jahren hat Deutschland leider im Bereich der Klimapolitik zu wenig getan. Mittlerweile sieht das wieder anders aus und politische Weichen werden gestellt, um z.B. in Richtung alternativer Energieträger zu lenken.

Was war für dich ausschlaggebend, dir einen Beruf im Bereich Nachhaltigkeit zu suchen?
Silvia: Seit meiner Jugend schlägt mein Herz für den Erhalt unserer Umwelt, ohne die wir nicht existieren könnten. Ich habe mich damals bereits politisch bei den Grünen engagiert und später ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, bevor ich im Rahmen meines Studiums den Schwerpunkt bei Umweltmanagement und Öko-Controlling gesetzt habe. Somit war bereits vor der Lammsbräu mein Lebensweg grün gezeichnet. Ich wollte in diesem Bereich etwas Sinnstiftendes arbeiten und mit voller Leidenschaft Änderungen für eine bessere Welt zu bewirken.

Was sind für dich in Sachen Nachhaltigkeit die größten Meilensteine der vergangenen 10 Jahre bei der Neumarkter Lammsbräu gewesen?
Silvia: Da gibt es ein paar Schwerpunktbereiche, die neu aufgebaut wurden und die es folglich vorher nicht oder nur rudimentär gab. Dazu gehörten der Aufbau unseres Lieferantenmanagementsystems, die Optimierung hin zu einer standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Erarbeitung - und aktuell Überarbeitung - unserer wegweisenden Klimastrategie, der Ausbau unserer Nachhaltigkeitsnetzwerke sowie diverse Optimierungen in unseren Managementsystemen.

Und was wird in naher Zukunft die größte Herausforderung sein?
Silvia: Das Finden weiterer Maßnahmen im Klimaschutz, um unser Erdgas am Standort möglichst zu 100% durch nachhaltigere Alternativen zu substituieren. Die Erarbeitung einer Gemeinwohlbilanz als Vollbilanz für das Unternehmen und das Erreichen einer guten Punktzahl bei der Bewertung sind hier die Herausforderungen. Daraus werden für uns sicher Maßnahmen zur Verbesserung in vielen Bereichen resultieren, die es dann zu stemmen gilt.

Was macht für dich das Leben lebenswert?
Silvia: Neben dem Arbeiten in meinem Beruf als “Berufung” natürlich die gemeinsame Zeit mit meiner Familie und Freunden, am liebsten in Kombination mit Bewegung. Ziele sind dann auf jeden Fall die Natur, entweder Wanderungen oder auch mal Radtouren im Wald oder alternativ in den Bergen. Egal was für eine Aktivität es ist, am Ende des Tages ein Lammsbräu-Bier genießen, das ist immer ein schöner Ausklang.